Diese Seite verwendet Cookies, bitte stimmen Sie vor der Nutzung dieser Seite der Verwendung von Cookies zu.

14
Juni
2013

Tiere - Die Wildkatze um Wiesbaden

In einem Artikel der Frankfurter Rundschau vom 11.05. und auf wiesbaden.de (überraschenderweise nicht im Wiesbadener Kurier) wurden die Ergebnisse einer vom Wiesbadener Umweltamt beauftragten Studie zur Wildkatze, die in der Zeit von Dezember 2011 bis März 2012 erhoben wurde, vorgestellt. Im Wiesbadener Stadtwald wurden 21 Tiere dieser stark bedrohten und auf der Roten Liste stehenden Art nachgewiesen. Neben der Wildkatze ist auch der hier auf dem Taunusskamm lebende Luchs geschützt und ebenso stark gefährdet. Beide Tierarten sind sehr scheu und reagieren sensibel auf Eingriffe in ihr natürliches Refugium. Der Bau einer Windkraftanlage zerstört (inkl. Zufahrt) ca. 11.000 qm Wald. Auf dem Taunuskamm würde diese Problematik zusätzlich dadurch verschärft, dass die geplanten Standorte (Perlenkette) zusammenhängende, unberührte Waldformationen zerstören. Solche jedoch benötigen der Luchs und die Wildkatze als Lebensraum und als Wanderweg zwischen den Habitat Gebieten. Beim BUND liest man hierzu:
"Unberührte und vor allem zusammenhängende große Waldgebiete gibt es in Deutsch­land kaum noch. Landwirtschaft, Siedlungen, Straßen und Bahnlinien zerschnei­den die Wälder. Für die Tiere des Waldes wird es zunehmend eng. Die Populationen von Wild­katze oder Luchs sind inzwischen so klein und so weit voneinander getrennt, dass ihr Überleben und damit die biologische Vielfalt auf dem Spiel stehen."

Neueste Erkenntnisse des BUND (am 10.06. veröffentlicht, dann kurzfrsitig zurückgezogen) schließen inzwischen eine Gefährdung der Wildkatze durch den Betrieb von WKA  aus. So heißt es dort "Doch sonst gebe es keine Hinweise, dass Wildkatzen oder Luchse durch Windkraftanlagen gestört würden." oder "Im offenen Sockelbereich können sich teilweise sogar neue Jagdhabitate für die Wildkatze auftun."

Die Erfahrungswerte mit dem bereits industrialisierten Soonwald (Katzenkopf) sprechen jedoch eine andere Sprache, dies hat der Journalist Jörg Rehmann in folgendem Schreiben  an den BUND Berlin formuliert:

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Bundesgeschäftsstelle
Am Köllnischen Park 1
10179 Berlin

Ihr Text „Wildkatzen und Windenergie“ – von Dr. Friederike Scholz, datiert am 10.6.2013

Sehr geehrte Damen und Herren,
am 10.6.2013 hatten Sie unter der Webadresse

http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/wildkatze/13_06_10_Wildkatze_Gefaerdung_Wildkatze_und_Windenergie_FS.pdf

einen Text veröffentlicht, indem Sie bestreiten, dass Windkraftanlagen Wildkatzen aus ihren angestammten Revieren vertreiben würden. In Windeseile hat sich hierüber bundesweit Empörung entwickelt. Der Text wurde kurz darauf aus dem Netz wohl wieder entfernt. Der ursächliche Zusammenhang dafür ist mir nicht bekannt.

Wenn ich Ihnen trotzdem schreibe, so deshalb, weil ich einerseits Ihre Arbeit grundsätzlich unterstütze; andererseits bin ich anhaltend verwundert bis empört, in welch starker Form es im BUND noch Unterstützung für die weithin praktizierte Windkraftaufstellung und aggressive Inanspruchnahme der Naturlandschaft gibt.
Ich arbeite seit 15 Jahren als Journalist und Autor, in vielen Projekten habe ich engen Kontakt mit namhaften Wissenschaftsjournalisten und Wissenschaftlern. Es vergeht derzeit fast kein Tag, an dem die Fragwürdigkeit der EEG- und Windkraftpraxis nicht durch neue, profunde Fachpublikationen untermauert wird. Als Vorstandsmitglied der Initiative Soonwald bin ich seit 20 Jahren intensiv mit den Ereignissen des Soonwaldes bekannt. Seit zwei Jahren rot-grüner Politik in Rheinland-Pfalz erlebe ich im Hunsrück- und Naheraum ein Desaster im Umgang mit Natur und Artenschutz, das ich nie für möglich gehalten hätte
.
Wir stellen seit Beginn der Industrialisierung des Soonwaldes, gegen die wir uns mit aller Kraft und kompromisslos wenden, eine anhaltende Flucht von orientierungslos gewordenen Wildkatzen aus betroffenen Waldgebieten fest.
Es bestehen in dieser naturnahen Region viel Erfahrungen in Naturbeobachtung. Außerdem sind die örtlichen Mitarbeiter von Forst, Jagd, Naturschutz sowie Spaziergänger vorinformiert. Die Flucht der Wildkatzen aus dem industrialisierten Wald ist das Ergebnis der Windkraftanlagen.

Seit Menschengedenken trägt der attraktive Höhenzug oberhalb der Ortschaft Ellern den Namen Katzenkopf. Diese alte Flurbezeichnung kommt vom Vorhandensein der Wildkatze, und der Luchs ist auch dort bekannt. Erst einer grünen Wirtschaftsministerin Eveline Lemke und einer Umweltministerin Ulrike Höfken ist es gelungen, diese uralte Zufluchtsstätte der Wildkatze zu zerstören, indem Sie 8 von insgesamt rund 20 geplanten Windkraftanlagen dort gegen den Willen nahezu aller Bürger der Region dort begünstigt hat.

Wir sehen mit Verachtung, wie die tätige Windkraftfirma JUWI 6 km entfernt lächerliche und wirkungslose „Aufzuchtkästen“ für Wildkatzen aufstellt, um sich von der begangenen Bausünde reinzuwaschen und dem Bürger die vermeintliche Einfachheit der Akzeptanz von Großindustrie im Wald weiszumachen.

Was ist das Ergebnis dieser verheerenden Politik? – Die Menschen werden der Energiewende abspenstig gemacht, indem rein kommerzialisierte Planungen auf Kosten der jahrtausendealten Naturlandschaft durchgesetzt werden. Ich bin seit anderthalb Jahren sehr um eine gute Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden bemüht, und die gibt es in Teilen auch. Doch es mangelt mir an ganzheitlicher Positionsbestimmung der großen Organisationen für die Erhaltung unserer Naturlandschaft. Sie ist in sich ein Beitrag zur Energiewende. Wenn es nicht möglich ist, die Energiewende mit Erhaltung unserer Naturlandschaft zu gestalten, dann ist die Energiewende das falsche Programm. Dann brauchen wir einen Energiestopp, d.h. eine Reduzierung des Stromverbrauches nicht nur um 20 oder 30, sondern um 50 oder 70 Prozent. Was aber geschieht ist die kritiklose Beförderung einer Energiehype bei gleichzeitiger Zerstörung der letzten Naturlandschaften Deutschlands. Und die ehemaligen Funktionsträger der Naturschutzverbände treffen wir nunmehr als Sachwalter einer alles zersetzenden Machtpolitik nie dagewesenen Ausmaßes in den oberen Etagen der Ministerien wieder – welch unglaubwürdiger, schmählicher Niedergang!

Und da kommt Ihre Frau Dr. Scholz mit einem solchen Ammenmärchen und will uns weismachen, die Wildkatze und andere extrem scheue Wildtiere störten sich nicht an den Industrieanlagen im Wald?! – Unfassbar!

Die Sache ist ganz einfach: Industriegebiet ist Industriegebiet, und Wald ist Wald. Energiemaschinen gehören nicht in den Wald. Ich teile Ihnen hier ganz verbindlich und unmissverständlich mit, dass ich die zwiegespaltene Position des BUND zur Energiewende missbillige. Ich erwarte mir von Ihnen eine eindeutige Position für die Natur und den Wald. Die vielen Informationen, die ich als Journalist erhalte und die mir zeigen, wie weit der BUND mit den Lobbyisten der Energiewirtschaft verstrickt ist, sind ein Zeichen Ihrer Unterwanderung und ein Beleg der Unglaubwürdigkeit.

Die Initiative Soonwald e.V. (Gründung 1993!) hat zunächst das Landesentwicklungsprogramm für Erneuerbare Energien RLP, speziell für Windkraft, konstruktiv kritisiert und wie viele andere Einwender Änderungsvorschläge unterbreitet. Die Erfahrung mit grüner Politik hat jedoch gezeigt, dass auf keinerlei Einwände auch nur annähernd eingegangen, sondern mit äußerster Brutalität die politischen Ziele durchgesetzt wurden. Dies hat dazu geführt, dass wir nunmehr sämtliche Positionen dieser Politik auf ganzer Breite ablehnen und nach Kräften blockieren werden, bis ein Umdenken erkennbar ist. Denn deren Grundintention ist korrupt, unsozial und unannehmbar. Sie spaltet die Gesellschaft.

Erst vor wenigen Tagen hat ein Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion bedenkenlos den Zerfall der Gesellschaft und insbesondere der ländlichen Strukturen in Gewinner- und Verlierer befürwortet. Dort wird eine Politik verteidigt, welche die Arrondierung von Schutzgebieten (NSG, Nationalparke usw.) nur noch als Feigenblatt für eine ansonsten der Industrialisierung preisgegebene, museale Naturlandschaft definiert.

Allein die Tatsache, dass der BUND in diversen Publikationen, aber auch in den letzten maßgebenden Sitzungen des LV Rheinland-Pfalz und auch des Bundesverbandes immer wieder seine Nähe zur Politik und zum EEG-Lobbyismus erkennen lässt, ist ein Skandal. Allein die Tatsache, dass ein solcher Text von Ihnen verfasst werden kann, ist schon befremdend und realitätsfern. Er ist Bestandteil einer sich unter dem Damoklesschwert der Korruption durch wirtschaftliche Interessenträger ausbreitenden Indoktrination. Konrad Lorenz als einer der Gründer der Naturschutzbewegung hat diese Indoktrination, wie sie zurzeit in Extremform stattfindet und jede kritische und differenzierte Hinterfragung des Weges zur Energiewende kriminalisiert, in seinen „Acht Todsünden der zivilisierten Menschheit“ gegeißelt. Es ist ein Niedergang der politischen und der Organisationskultur, dass diese Grundlagen der grünen Bewegung im Angesicht des schnellen Geldes auf Kosten der Stromkunden mit Füßen getreten werden.

Und es ist eine Katastrophe, dass die dem Bürger in der politischen Landschaft einzig verbliebenen Naturschutzorganisationen diese Fakten durch den schrägen Blick der Mit-Profiteure sehen, anstatt die Fakten so zu nehmen wie sie sind: wir sind am Ende unserer Wohlstandswirtschaft. Wir müssen die Konsequenzen ziehen und unseren Ressourcenverbrauch um 50 Prozent und mehr zurückfahren, ersatzlos.

Ich erwarte von Ihrer Organisation, dass sie die unglaubliche Verharmlosung der Wildkatzen- und überhaupt der Wildtier- und Artenschutzproblematik im Zuge der unsäglichen und nicht hinnehmbaren Industrialisierung der Wälder korrigiert, und zwar radikal. Eine Politik wie die gegenwärtige werde ich nicht mittragen.
Ich warte auf eindeutige Signale des BUND, und zwar auf allen Ebenen!

Mit freundlichem Gruß

Jörg Rehmann

Jörg Rehmann war von 1981 bis 1992 Journalist beim Wiesbadener Tagblatt sowie beim Verlag Chmielorz. 1992 zog er in den Hunsrück. Außer seiner Pressetätigkeit machte er Rundfunksendungen, zahlreiche Dokumentarfilme, arbeitete u.a. für SWR, Deutschland-Radio und Deutschlandfunk sowie WDR.Seine Bindungzu Soonwald und Hunsrück geht auf familiäre Zusammenhänge zurück. Hier wirkt er als Natur- und Landschaftsfotograf und setzt sich in der Initiative Soonwald e.V. für die Erhaltung des Soonwaldes ein.

Kommentare (0)

Bitte Kommentar schreiben

Bitte einloggen, um einen Kommentar zu schreiben.

gacor88 situs slot gacor slot pulsa link slot gacor agen slot gacor slot online slot gacor situs slot gacor situs slot gacor 2022 game slot situs slot online slot gacor